Unfalllage 2016 für das Stadtgebiet Stuttgart
Stuttgarter Str. - 16.03.2017Präsident Lutz: "Regeln einhalten, Rücksicht
nehmen und sich nicht ablenken lassen - das muss in den Köpfen
wieder präsenter werden"
Weniger Verkehrsunfälle mit Personenschaden und ein deutlicher
Rückgang der Anzahl der Verletzten bei gleichbleibend hohen
Verkehrsunfallzahlen - dies sind die wesentlichen Eckpunkte der
Verkehrsunfallbilanz 2016 der Stuttgarter Polizei. Im vergangenen
Jahr ereigneten sich auf den
Stuttgarter Straßen insgesamt 26.704
Unfälle in Stuttgart, zwei mehr als im Vorjahr (26.702). Davon waren
1.985 Unfälle mit Personenschaden (minus 7,5 Prozent), bei denen
letztlich 2.537 Menschen verunglückten. Dies sind fast 9 Prozent
weniger als noch in 2015 (2.778) und die geringste Anzahl an
Verunglückten in den vergangenen 40 Jahren. Allerdings gab es mehr
Schwerverletzte: nach 257 im Jahr 2015 ist mit 300 im vergangenen
Jahr annähernd das Niveau von 2014 (301 Schwerverletzte) erreicht
(plus 16,7 Prozent). Wie im Vorjahr verloren acht Menschen im
Stuttgarter Straßenverkehr ihr Leben: Fünf Fußgänger, zwei Autofahrer
und ein Verkehrsteilnehmer mit seinem Pedelec.
Statistisch betrachtet ereignen sich im Stadtgebiet jeden Tag 73
Unfälle, bei denen sieben Menschen zu Schaden kommen. "Die
Verkehrsdichte ist enorm, gleichzeitig der Verkehrsraum eng und
begrenzt und aufgrund von Baustellen permanent verändert. Die
Vielzahl der unterschiedlichen Verkehrsbeziehungen und Verkehrsarten
sowie die Informationsflut fordern offenbar trotz der technischen
Verbesserungen ihren Tribut. Auch deshalb haben wir einen erneuten
Höchstwert aller Unfälle in Stuttgart", sagte Polizeipräsident Franz
Lutz.
Die Hauptunfallursachen sind typisch für die Großstadt: Vor allem
das Missachten der Vorfahrt sowie Fehler beim Abbiegen, Wenden oder
Rückwärtsfahren liegen mit einem Gesamtanteil von rund 23 Prozent
ganz vorne. Danach folgen Fehler im Abstandsverhalten und beim
Fahrstreifenwechsel sowie Alkoholeinfluss. Zu schnelles Fahren -
landesweit Hauptunfallursache bei jedem vierten schweren
Verkehrsunfall - spielt in Stuttgart praktisch kaum eine Rolle: Nur
bei jedem 50. Verkehrsunfall ist Geschwindigkeit die Unfallursache
(2,0 Prozent).
Vieles unternimmt die Polizei, um den Regelverstößen im
Straßenverkehr zu begegnen: Obwohl Geschwindigkeit in Stuttgart keine
herausragende Unfallursache ist, bleibt unter anderem deren
Überwachung eine zentrale Polizeiaufgabe. 17.462 Mal wurden Fahrer
wegen Raserei angezeigt. Die Zahl derer, die erheblich zu schnell
unterwegs waren und die deshalb ein Fahrverbot erwartete, stieg um
4,9 Prozent auf 898 Fahrer. Ein Augenmerk legten die Ordnungshüter
wie immer auf die Alkohol- und Drogenproblematik im Straßenverkehr.
Dabei braucht es gerade bei Fahrten unter Drogeneinfluss für das
Erkennen ein sehr gutes Gespür. Das hatten die Polizisten bei sehr
vielen Verkehrskontrollen und dabei 938 (2015: 1.014) alkoholisierte
und 353 (2015: 302) unter Drogeneinfluss stehende Fahrer angezeigt.
Polizisten haben im vergangenen Jahr 1.077 Rotlichtverstöße
festgestellt (2015: 812, 2014: 666, 2013: 398). Bei rund 70
Kontrollaktionen mit Zielrichtung Handynutzung, Gurtpflicht und
Helmpflicht stellten sie insgesamt 11.612 Verstöße fest (davon 5.549
Handy-Verstöße). Franz Lutz zeigte sich besorgt, wie viele Menschen
sich beim Fahren und als Fußgänger durch elektronische Geräte
ablenken lassen, nicht nur durch das Telefonieren an sich, sondern
auch durch das Tippen oder Bedienen von Smartphones und anderen
Geräten. "Es fehlen zwar verlässliche Zahlen zur Unfallursache Handy,
wir gehen aber von einem hohen Dunkelfeld aus. Das Hantieren mit
elektronischen Geräten am Steuer ist aber hochgefährlich und
verantwortungslos. Dies muss den Verkehrsteilnehmern bewusst werden,
sie müssen selbst die Regeln einhalten, sie müssen Rücksicht nehmen
und dürfen sich nicht ablenken lassen", forderte Lutz, denn, so der
Präsident, der überwiegende Anteil der Unfälle habe seine Ursache in
fahrlässigem oder gar vorsätzlichem Missachten der Vorschriften.
*** Fußgänger: Nachdem 2015 ein Rückgang der Unfälle mit
Fußgängern um 24,2 Prozent auf 232 zu verzeichnen war, stieg die Zahl
jetzt wieder an. Bei 268 Unfällen waren Fußgänger beteiligt (plus
15,5 Prozent). Nur bei sieben Unfällen blieb es beim reinen
Sachschaden. Fünf Fußgänger starben, 174 wurden leicht verletzt, 66
schwer verletzt, das entspricht einer Steigerung von rund 32 Prozent.
Bei zirka 40 Prozent der Fußgängerunfälle setzten die Fußgänger
selbst die Ursache. Unachtsamkeit und Ablenkung sind auch hier
wesentliche Einflussfaktoren. Niedrigste Unfallzahl in den letzten
zehn Jahren bei Kindern: Nach einem Rückgang der Unfälle mit Kindern
von 109 im Jahr 2014 auf 100 im Jahr 2015 ging die Zahl im Jahr 2016
erneut zurück. 94 Unfälle entsprechen einem Rückgang von sechs
Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 26 Kinder (2015: 23) wurden schwer
und 121 leicht verletzt (2015: 149).
Kinderfußgängerschein - ein Beitrag zur Prävention: Alle
Erstklässler in Stuttgart machen den "Kinderfußgängerschein" und
werden über die Gefahren und richtiges Verhalten im Straßenverkehr
aufgeklärt. Auch das richtige Verhalten an Stadtbahnhaltestellen und
Bushaltestellen wird geübt. Auf dem Schulweg gab es in diesem Jahr 19
Unfälle (2015: 25). Trotz dieses Rückgangs geht der Appell an die
"größeren Vorbilder", sich ihr Verhalten vor den Kindern ins
Bewusstsein zu rufen.
Radfahrer: Anstieg der Radlerunfälle um 3,4 Prozent auf 453. 279
Radfahrer verletzten sich dabei leicht (2015: 299), 69 schwer (2015:
65). Bei 76 Unfällen verunfallten Radfahrer alleinbeteiligt.
Lediglich 31 Prozent (2015: 32,3 Prozent) der Radler nutzten den Helm
richtig, 41 Prozent trugen nicht einmal einen.
Stadtbahnen: 108 Unfällen mit Stadtbahnen sind eine Zunahme von
zirka 11 Prozent. Der weit überwiegende Anteil dieser Unfälle wird
durch Fahrzeugführer (71,3 Prozent) oder Fußgänger (19,4 Prozent)
verursacht. Eine Rolle spielen die schweren Stadtbahnen, haben sie
doch längere Bremswege. Unfallfluchten: Erschreckend: Bei beinahe
jedem vierten Unfall ist demzufolge einer der Beteiligten geflüchtet.
2016 entfernten sich bei 5.906 Unfällen Beteiligte unerlaubt, ein
Rückgang um rund 1,9 Prozent. Dies entspricht einem Anteil am
Gesamtunfallgeschehen von 22,1 Prozent. ABER: Unfallflucht in
Stuttgart lohnt sich nicht. 36 Prozent der schweren Unfälle und fast
ebenso viele der Parkplatzrempler werden aufgeklärt und meist folgen
schwerwiegende juristische Konsequenzen.
Der Bericht zur Unfalllage 2016 ist unter www.polizei-stuttgart.de
sowie www.facebook.com/polizeipraesidiumstuttgart im Internet
abrufbar.
Rückfragen bitte an:
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